RESET - Inoffizielle Version

Mein Neustart

 

Mir ist schlecht. Ja. Richtig übel. Nicht von meinem Leben. Nein. Ich war noch nie so glücklich wie jetzt. Endlich. Seit? Naja, es hat fast ein Monat gedauert. Da bin ich umgezogen. Ihr habt so lange nichts von mir gehört. Das hatte seinen guten Grund: Ich dachte ich wäre stark! Aber es gab etwas, was stärker war als ich. Das Naturgesetz.

 

Wie ihr schon wisst, bin ich schon seit einem dreiviertel  Jahr von meinem Mann getrennt. In dieser Zeit habe ich in einer Art Schockzustand gelebt. Jetzt habe ich einen neuen wundervollen Job und bin vor drei Wochen zusammen mit meinen zwei kleinen Kindern in eine entzückende Wohnung nach Hamburg umgezogen.

 

Hiermit will ich allen Frauen, die von ihrem Mann getrennt sind, und alle, die nicht von ihrem Mann getrennt sind, aber einen Neuanfang wagen, von meinem „Restart“ ins NEUE und UNBEKANNTE berichten. Denn es kann nur besser werden. Wenn man es will.

 

Mir ist übrigens schlecht, weil es acht Uhr morgens an einem Samstag ist und ich gerade mal zwei Stunden gepennt habe und fünf Cuba Libres, einen braunen Sambuca und einen Elbfick (beruhigt euch, habe auch lernen müssen dass man es trinkt und dass es nach Lakritze schmeckt) getrunken habe. Und das, nachdem ich fast drei Monate lang keinen tropfen Alkohohl getrunken habe. Also durfte ich.

Vor allen Dingen feiere ich. Ich feiere, dass ich diesen verf***ten Umzug geschafft habe. Ganz alleine und mit zwei kleinen Kindern. Wonderwoman? Ja, das bin ich.

Ihr habt so lange nichts von mir gehört. Das liegt daran, dass ich noch nie in meinem Leben so viel Kraft brauchte, wie für diesen Umzug. Ich habe den angesammelten Kram von eineinhalb Jahrzehnten aus  dem Hausrat des gemeinsamen Hauses (plus Garten) von mir und meinem Ex-Mann aussortiert. Habe versucht, alles Unbrauchbare zu verkaufen, denn schließlich kriegt man nicht alles in eine Dreizimmerwohnung von ca. 70 qm, was vorher in ein Haus mit 130 qm passte, rein. Der Garagenverkauf war nicht sehr erfolgreich. Heutzutage kaufen wir anscheinend lieber alles neu, weil doch alles „so schön billig“ ist. Somit landete unglaublich viel brauchbarer und schöner Hausrat letztendlich auf dem Müll. Wer jetzt aufschreit „Wie konntest du nur? Denk doch an die Umwelt! Da hätte man doch dies und das machen können...“, dem sag ich nur „Fass mich an die Füße!“. Ich bin so stolz auf mich, dass ich den Umzug überhaupt geschafft habe.

 

Stellt euch vor, ihr verlaßt euch darauf, das jemand euch rechtzeitig vor dem Umzug beim Streichen hilft und werdet dann immer wieder vertröstet. Die Zeit verstreicht und erst drei Tage vor dem Umzug sagt die Hilfe komplett ab. Ich sitze also alleine da, mit zwei Kindern und muss scharf überlegen.
Was mache ich?
Es gibt Option A) hinsetzen und heulen. Mich über mein Leid beklagen und völlig depressiv werden.
Dann gibt es Option B) Isomatte und Schlafsack einpacken, Pott weiße Farbe holen und alleine in die Wohnung fahren, um ein paar Nachtschichten ein zu legen.
Ich also los. Ich sage euch: Ich habe noch nie so hart körperlich gearbeitet, wie die Tage um den Umzug herum. Drei Nächte lange habe ich nur insgesamt, ich übertreibe es Mal, neun Stunden geschlafen. Kleiner Tipp: Streicht niemals im Dunkeln eure Bude weiß. Ich hatte zwar eine Schreibtischlampe von meinen supernetten neuen Nachbarn geliehen bekommen, aber ihr erfreut euch am nächsten Tag an dem Leopardenmuster an den Wänden/Decken.

 

Zum Glück habe ich ganz tolle Freunde, die mir durch diese ganze fürchterliche Zeit geholfen haben. Ohne sie wäre ich zusammengebrochen. Ich will keine Namen nennen, aber sie werden sich im Folgenden wiedererkennen:

 

Danke an zwei wundervolle Frauen, die in dieser Zeit meine Kinder betreut haben.

Danke an den hilfsbereiten Mann, der die zwei Stühle für mich lackiert hat.

Danke an den anderen hilfsbereiten Mann, der das Bücherregal der Kinder gerettet hat. Das Regal wäre jetzt sonst in Neon-Batik-Optik. (Tut mir leid, dass aus uns beiden nichts wurde...)

Danke an den gerade frisch gewordenen zweifachen Vater, der die restlichen Lampen abbaute.

Danke an meine guten alten Freunde, die nicht nur beim letzten sondern auch bei diesem Umzug geholfen haben indem sie mir das Halteverbotsschild  spendiert haben.

Danke an meine Eltern, die das Umzugsunternehmen bezahlt haben. What a f*** relief!!!

Danke an meinen jungen schwulen Nachbarn (Oh mein Gott! Hat sie das wirklich gerade geschrieben? Ja, habe ich), der immer für mich da ist und der Liebe gibt, ohne etwas zurück zu fordern und mich bei allen meinen Vorhaben (Abkleben der Wohnung, Garage-Sale etc.) unterstützt hat.

Danke an meine thailändische Sonne und ihren Mann, die mir halfen, das komplette Haus in Kartons zu packen, mit mir bis zwei Uhr Nachts zu malen/tapezieren, die Kartons wieder aus zu packen, einen Mörder-IKEA-Schrank zusammen zu bauen und Lampen in der neuen Wohnung zu montieren.

Danke an die tolle Freundin, die mir mit dem Einrichten der Wohnung beratend zur Seite stand und 24/7 ein offenes Ohr für mich hatte.

Danke an alle meine Freunde, die mein Gejammere ertragen haben und mir geistigen Halt boten.

Bestimmt habe ich hier jemanden vergessen zu erwähnen, aber im Herzen werde ich die Person niemals vergessen.

Ohne euch hätte ich diese schlimme Phase meines Lebens bei weitem nicht so gut gemeistert!

 

Aaaand, for the record: das Schlimmste war nicht der Umzug. Fürchterlich war die Einsicht, dass jetzt wirklich und ohne wenn & aber und endgültig und überhaupt... dieses eineinhalbe Jahrzehnt mit einem tollen Mann an meiner Seite (mit dem ich vor hatte, alt zu werden) vorbei ist. Vor dem Umzug war alles noch relativ normal, trotz Trennung. Das einzige, was anders war, war dass der Vater einfach nicht mehr bei uns wohnte. Jetzt ist alles vorbei. 14 gemeinsame schöne Jahre gehören nun endgültig der Vergangenheit an.

Verrückt irgendwie.
Diejenigen unter euch, die noch nie in so einer Situation waren, können sich das so vorstellen: Pflückt eine Pusteblume und pustet auf sie. Alles fliegt weg. So einfach ist das Leben.

 

Reset.

 

Ich bin ein glücklicher Mensch.

 

P.S. Kann mal bitte jemand das Fenster schließen? Der Wind draußen ist so laut.... Ich brauche einen Schluck Wasser... und überhaupt: das Leben geht weiter.

 

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Diana Hornstra (Samstag, 08 November 2014 10:58)

    schön....du kannst und musst auch sehr stolz auf dich und deine Kinder sein!!! Ja.....alles entwickelt sich...ZUM GLÜCK weiter....und das ist auch gut so!!! BIG HUG!!! een grootjes van onz!! :) TOT ZIENS...Diana
    P.S. Ben Becker: Bruno mit den grünen Haaren......bitte anhören!! :)